CDU Brohltal und Senioren Union informierten über umfassende Änderung des Abfallwirtschaftskonzepts 2018
Am 20. Juni 2017 konnte der CDU-Gemeindeverband Brohltal und die Senioren Union im Foyer der Bausenberghalle in Niederzissen den Werkleiter des Abfallwirtschaftsbetriebs des Landkreises Ahrweiler, Herrn Sascha Hurtenbach, als Referenten für die Informationsveranstaltung zum neuen Abfallwirtschaftskonzept begrüßen. Sein Vortrag, dem eine lebhafte, teils emotionale Diskussion folgen sollte, startete er mit der provokanten Frage: Neues Gebührenkonzept – Besser selbst entsorgen?
Dem folgten weitere 12 Fragen und Antworten mit geballten Informationen rund um die Änderung des Abfallwirtschaftskonzepts.
Gebührenstabilität versus Kostendeckungsprinzip
Sascha Hurtenbach wies darauf hin, dass die Abfallgebühren im Kreis Ahrweiler seit dem Jahr 2000 auf dem gleichen Niveau geblieben sind. Dem steht im gleichen Zeitraum eine allgemeine Preissteigerung von 27% entgegen. Dies führte zwangsläufig seit 2015 zu Verlusten, die der AWB aktuell nicht mehr kompensieren kann. Das Kostendeckungsprinzip sowie der Umstand, dass die Verträge mit dem Entsorger Remondis in diesem Jahr enden, führten zwangsläufig zu neuen konzeptionellen Überlegungen.
Es ist eine Binsenweisheit, so Sascha Hurtenbach, dass die Entsorgungskosten von der Abfallmenge abhängen. Dabei steht besonders der Restmüll im Fokus, beträgt doch seine Menge im Kreis Ahrweiler jährlich ca. 18.000 Tonnen, die Entsorgungskosten in Höhe von ca. 150€ pro Tonne verursachen. Die Entsorgung der ca. 5.000 Tonnen Verpackungsmüll ist über das Duale System gedeckt und die etwa 10.000 Tonnen Altpapier lassen sich derzeit sogar für ca. 85 € pro Tonne als Rohstoff vermarkten, wobei dieser Wert aufgrund des Weltmarktpreises des Altpapiers schwankt.
Sortieranalyse mit Überraschungen
Kernproblem und Kostentreiber ist die Restmüllmenge. Wesentlich, so Sascha Hurtenbach, ist das sorgfältige Sortieren des Abfalls. Ziel des neuen Konzeptes ist es, die Restmüllmenge um 50% zu reduzieren. Das ist keine Utopie, wie das überraschende Ergebnis der wissenschaftlich durchgeführten Sortieranalysen zeigte und sich bei einer kürzlichen Kontrolle von 120‑l Restmülltonnen in Ahrweiler bestätigte. Was die Mitarbeiter des AWB, zu Tage förderten, zeigte, dass im Durchschnitt ein Drittel des Behältervolumens nicht genutzt wurde und nur ca. 25% der Befüllungen aus echtem Restmüll bestanden. Die übrigen Inhaltsstoffe waren Biomüll, Verpackungen, Altglas, Pfandflaschen und Papier.
Verursacherprinzip, freie Wahl der Behältergröße und Gutschrift für Altpapier
Daraus folgt nach Sascha Hurtenbach, dass zukünftig konsequente Mülltrennung und der Weg weg von der Gebührenbemessung nach Haushaltsgröße, hin zum Verursacherprinzip die einzig zukunftsträchtige Lösung im Interesse aller ist. Das bedeutet konkret, dass zukünftig neben den 4‑wöchigen Leerungen der Restmülltonne als Basisleistung weitere Leerungen oder alternativ eine größere Tonne, wie auch andere Zusatzleistungen, z.B. ein Express-Service für die Sperrmüllabfuhr, gegen Kostenerstattung erfolgen. Für das Altpapier stellte er im Gegenzug eine jährliche Gutschrift in Aussicht. Dies soll mit Hilfe eines Zuordnungschips in der Papiertonne und Gewichtsermittlung des Altpapiers am Müllfahrzeug erfolgen.
Speisereste in die Biotonne, wöchentliche Leerung der Biotonne im Sommer
Bei einer Nachfrage, ob es durch die 4‑wöchige Leerung der grauen Tonne zu einem Geruchsproblem kommen könne, gab Herr Hurtenbach nochmal einen Überblick, was der Biotonne zugeordnet werden kann. Hierbei sind insbesondere alle zubereiteten Speisen (Knochen, Fischreste, Geflügelkarkassen, nicht verzehrte Speisereste), alle Küchenabfälle (überlagerte Lebensmittel, Abfälle aus der Nahrungszubereitung), Kleintierfäkalien und Kleintierstreu (auch Zellulose) zu nennen. Die wöchentliche Sammlung der Biotonnen wird um zwei Monate ausgedehnt, und zwar von April bis Oktober. Hierdurch wird der Entsorgungsmehrbedarf für Grünschnitt sowie alle Speise- und Küchenabfälle auf die gesamte Vegetationsperiode erweitert.
Gebührenerhöhung — mehr illegale Entsorgung?
Die alle Zuhörer interessierende Frage, wie hoch denn zukünftig die Abfallgebühren ausfallen werden, konnte Sascha Hurtenbach mit dem Hinweis auf die noch laufende Ausschreibung der Entsorgungsleistungen noch nicht beantworten. Auf eine Gewissheit wies er in diesem Zusammenhang jedoch hin, dass nämlich eine konsequente Mülltrennung zur individuellen Kosteneinsparung beitragen wird. Den Hinweis aus der Zuhörerschaft, dass man wohl zukünftig beim Waldspaziergang und auf Parkplätzen vermehrt mit Müll konfrontiert werden wird, konterte Sascha Hurtenbach mit dem Hinweis, dass in den Regionen im nördlichen Rheinland-Pfalz, die dieses System bereits eingeführt haben (teils schon seit 1999), ein statistischer Nachweis über einen Anstieg der illegalen Abfallentsorgung nicht geführt werden kann.
Einführung einer neuen Pflegetonne
Zudem kam es zu Nachfragen hinsichtlich der neu vorgesehenen Pflegetonne. Diese ist für Familien mit Kleinkindern (Windeln) und pflegebedürftigen Menschen gedacht. Da diese nun auch in 2‑wöchentlichem Rhythmus angeboten werden soll, müssten sich nur diese von den 4‑wöchentlichen Hausmülltonnen unterscheiden. Herr Hurtenbach versicherte, dass nur für diese 2‑Wochen-Pflegetonne eine Kennzeichnung zwar unumgänglich sei, diese aber unauffällig gestaltet wird, um eine Diskriminierung auszuschließen. Sie werden genauso aussehen wie die neuen Gewerbegefäße im Kreis. Bei Pflegebedarf, der im 4‑Wochen-Rhythmus entsorgt wird, ist die Tonne farblich nicht von normalen Hausmülltonnen zu unterscheiden.
Abschließend bot Herr Hurtenbach für individuelle Entsorgungsprobleme ein persönliches Gespräch an und appellierte an seine Zuhörerinnen und Zuhörer, dem neuen Gebührenkonzept eine Chance zu geben.