25. Juni 2017

CDU Brohltal und Senioren Union informierten über umfassende Änderung des Abfallwirtschaftskonzepts 2018

Am 20. Juni 2017 konn­te der CDU-Gemein­­de­­ver­­­band Broh­ltal und die Senio­ren Uni­on im Foy­er der Bau­sen­berg­hal­le in Nie­der­zis­sen den Werk­lei­ter des Abfall­wirt­schafts­be­triebs des Land­krei­ses Ahr­wei­ler, Herrn Sascha Hur­ten­bach, als Refe­ren­ten für die Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung zum neu­en Abfall­wirt­schafts­kon­zept begrü­ßen. Sein Vor­trag, dem eine leb­haf­te, teils emo­tio­na­le Dis­kus­si­on fol­gen soll­te, star­te­te er mit der provokan­ten Fra­ge: Neu­es Gebüh­ren­kon­zept – Bes­ser selbst entsorgen?

 

Dem folg­ten wei­te­re 12 Fra­gen und Ant­wor­ten mit geball­ten Informa­tionen rund um die Ände­rung des Abfallwirtschaftskonzepts.

 

Gebüh­ren­sta­bi­li­tät ver­sus Kostendeckungsprinzip

Sascha Hur­ten­bach wies dar­auf hin, dass die Abfall­ge­büh­ren im Kreis Ahr­wei­ler seit dem Jahr 2000 auf dem glei­chen Niveau geblie­ben sind. Dem steht im glei­chen Zeit­raum eine all­ge­mei­ne Preis­stei­ge­rung von 27% entge­gen. Dies führ­te zwangs­läu­fig seit 2015 zu Ver­lus­ten, die der AWB aktu­ell nicht mehr kom­pen­sie­ren kann. Das Kos­ten­de­ckungs­prin­zip sowie der Umstand, dass die Ver­trä­ge mit dem Ent­sor­ger Remon­dis in die­sem Jahr enden, führ­ten zwangs­läu­fig zu neu­en kon­zep­tio­nel­len Überlegungen.

Es ist eine Bin­sen­weis­heit, so Sascha Hur­ten­bach, dass die Entsor­gungskosten von der Abfall­men­ge abhän­gen. Dabei steht beson­ders der Rest­müll im Fokus, beträgt doch sei­ne Men­ge im Kreis Ahr­wei­ler jähr­lich ca. 18.000 Ton­nen, die Ent­sor­gungs­kos­ten in Höhe von ca. 150€ pro Ton­ne ver­ur­sa­chen. Die Ent­sor­gung der ca. 5.000 Ton­nen Ver­pa­ckungs­müll ist über das Dua­le Sys­tem gedeckt und die etwa 10.000 Ton­nen Alt­pa­pier las­sen sich der­zeit sogar für ca. 85 € pro Ton­ne als Roh­stoff ver­mark­ten, wobei die­ser Wert auf­grund des Welt­markt­prei­ses des Alt­pa­piers schwankt.

 

Sor­tier­ana­ly­se mit Überraschungen

Kern­pro­blem und Kos­ten­trei­ber ist die Rest­müll­men­ge. Wesent­lich, so Sascha Hur­ten­bach, ist das sorg­fäl­ti­ge Sor­tie­ren des Abfalls. Ziel des neu­en Kon­zep­tes ist es, die Rest­müll­men­ge um 50% zu redu­zieren. Das ist kei­ne Uto­pie, wie das über­ra­schen­de Ergeb­nis der wis­sen­schaft­lich durch­ge­führ­ten Sor­tier­ana­ly­sen zeig­te und sich bei einer kürz­li­chen Kon­trol­le von 120‑l Restmüll­tonnen in Ahr­wei­ler bestä­tig­te. Was die Mit­ar­bei­ter des AWB, zu Tage för­derten, zeig­te, dass im Durch­schnitt ein Drit­tel des Behältervo­lumens nicht genutzt wur­de und nur ca. 25% der Befül­lun­gen aus ech­tem Rest­müll bestan­den. Die übri­gen Inhalts­stof­fe waren Bio­müll, Ver­pa­ckun­gen, Alt­glas, Pfand­fla­schen und Papier.

 

Ver­ur­sa­cher­prin­zip, freie Wahl der Behäl­ter­grö­ße und Gut­schrift für Altpapier

Dar­aus folgt nach Sascha Hur­ten­bach, dass zukünf­tig kon­se­quen­te Müll­tren­nung und der Weg weg von der Gebüh­ren­be­mes­sung nach Haus­haltsgröße, hin zum Ver­ur­sa­cher­prin­zip die ein­zig zukunftsträchti­ge Lösung im Inter­es­se aller ist. Das bedeu­tet kon­kret, dass zu­künftig neben den 4‑wöchigen Lee­run­gen der Rest­müll­ton­ne als Ba­sisleistung wei­te­re Lee­run­gen oder alter­na­tiv eine grö­ße­re Ton­ne, wie auch ande­re Zusatz­leis­tun­gen, z.B. ein Express-Ser­­vice für die Sperr­müll­ab­fuhr, gegen Kos­ten­er­stat­tung erfol­gen. Für das Alt­pa­pier stell­te er im Gegen­zug eine jähr­li­che Gut­schrift in Aus­sicht. Dies soll mit Hil­fe eines Zuord­nungs­chips in der Papier­tonne und Gewichts­er­mitt­lung des Alt­pa­piers am Müll­fahr­zeug erfol­gen. 

 

Spei­se­res­te in die Bio­ton­ne, wöchent­li­che Lee­rung der Bio­ton­ne im Sommer

Bei einer Nach­fra­ge, ob es durch die 4‑wöchige Lee­rung der grau­en Ton­ne zu einem Geruchs­pro­blem kom­men kön­ne, gab Herr Hur­ten­bach noch­mal einen Über­blick, was der Bio­ton­ne zuge­ord­net wer­den kann. Hier­bei sind ins­be­son­de­re alle zube­rei­te­ten Spei­sen (Kno­chen, Fisch­res­te, Geflü­gel­kar­kas­sen, nicht ver­zehr­te Spei­se­res­te), alle Küchen­ab­fäl­le (über­la­ger­te Lebens­mit­tel, Abfäl­le aus der Nah­rungs­zu­be­rei­tung), Klein­tier­fä­ka­li­en und Klein­tier­streu (auch Zel­lu­lo­se) zu nen­nen. Die wöchent­li­che Samm­lung der Bio­ton­nen wird um zwei Mona­te aus­ge­dehnt, und zwar von April bis Okto­ber. Hier­durch wird der Ent­sor­gungs­mehr­be­darf für Grün­schnitt sowie alle Spei­­­se- und Küchen­ab­fäl­le auf die gesam­te Vege­ta­ti­ons­pe­ri­ode erweitert.

 

Gebüh­ren­er­hö­hung — mehr ille­ga­le Entsorgung?

Die alle Zuhö­rer inter­es­sie­ren­de Fra­ge, wie hoch denn zukünf­tig die Abfall­ge­büh­ren aus­fal­len wer­den, konn­te Sascha Hur­ten­bach mit dem Hin­weis auf die noch lau­fen­de Aus­schrei­bung der Ent­sor­gungs­leis­tun­gen noch nicht beant­wor­ten. Auf eine Gewiss­heit wies er in die­sem Zusam­men­hang jedoch hin, dass näm­lich eine kon­se­quen­te Müll­tren­nung zur indi­vi­du­el­len Kos­ten­ein­spa­rung bei­tra­gen wird. Den Hin­weis aus der Zuhö­rer­schaft, dass man wohl zukünf­tig beim Wald­spa­zier­gang und auf Park­plät­zen ver­mehrt mit Müll kon­fron­tiert wer­den wird, kon­ter­te Sascha Hur­ten­bach mit dem Hin­weis, dass in den Regio­nen im nörd­li­chen Rhein­­land-Pfalz, die die­ses Sys­tem bereits ein­ge­führt haben (teils schon seit 1999), ein sta­tis­ti­scher Nach­weis über einen Anstieg der ille­ga­len Abfall­ent­sor­gung nicht geführt wer­den kann.

 

Ein­füh­rung einer neu­en Pflegetonne

Zudem kam es zu Nach­fra­gen hin­sicht­lich der neu vor­ge­se­he­nen Pfle­ge­ton­ne. Die­se ist für Fami­li­en mit Klein­kin­dern (Win­deln) und pfle­ge­be­dürf­ti­gen Men­schen gedacht. Da die­se nun auch in 2‑wöchentlichem Rhyth­mus ange­bo­ten wer­den soll, müss­ten sich nur die­se von den 4‑wöchentlichen Haus­müll­ton­nen unter­schei­den. Herr Hur­ten­bach ver­si­cher­te, dass nur für die­se 2‑Wo­chen-Pfle­­ge­­ton­­ne eine Kenn­zeich­nung zwar unumgäng­lich sei, die­se aber unauf­fäl­lig gestal­tet wird, um eine Dis­kriminierung aus­zu­schlie­ßen. Sie wer­den genau­so aus­se­hen wie die neu­en Gewer­be­ge­fä­ße im Kreis. Bei Pfle­ge­be­darf, der im 4‑Wo­chen-Rhyth­­mus ent­sorgt wird, ist die Ton­ne farb­lich nicht von nor­ma­len Haus­müll­ton­nen zu unterscheiden.

 

Abschlie­ßend bot Herr Hur­ten­bach für indi­vi­du­el­le Ent­sor­gungs­pro­ble­me ein per­sön­li­ches Gespräch an und appel­lier­te an sei­ne Zuhö­re­rin­nen und Zuhö­rer, dem neu­en Gebüh­ren­kon­zept eine Chan­ce zu geben.